Der Betrieb

Die Zellulosefabrik Sunila wurde zu einem Symbol von Finnlands Industrialisierung und Modernisierung. Das Projekt wurde an der Weltaussstellung in Paris im Jahre 1937 vorgestellt. Alvar Aalto plante auch den finnischen Pavillon an der Weltausstellung in New York im Jahre 1939. Dort wurde Sunila mit Bildern gezeigt.

Die auf dem Fels der Insel Pyötinen aufsteigenden roten Backsteinstrukturen bilden das Gerüst der architektonischen Strukturen. Den Gegensatz dazu stellen die folgenden weissen Struktren dar: Die Lagerhalle am Hafen, der Kalkturm und der Liftturm der Kocherei. Das Foto oben zeigt die Zellulosefabrik kurz nach der Fertigstellung aus nordwestlicher Richtung. (Bild © Foto Roos, Sunila Oy:n arkisto.)

Der parabelförmige Umriss des Glaubersalzspeichers folgt der Form des Hafen-Lagerhauses. Die aussenliegenden Dachrippen des Kraftwerkgebäudes zusammen mit den Seilbahnmasten und Diagonalverstrebungen schaffen ein vielfältiges Ganzes. Trotz Änderungen und Ergänzungen im Laufe der Zeit hat die Ansicht der Fabrik vom Meer her ihre Dynamik und Einzigartigkeit weitgehend erhalten.

Auf der Landseite dominieren neuere Stahlsilos und prozessbedingte Bauten den Blick. Alles in allem ist die Fabrik heute ein faszinierende Collage von Strukturen. die aus produktionstechnischen Gründen zu verschiedenen Zeiten erbaut wurden, in denen der ursprüngliche Geist aber weiterhin gegenwärtig ist.

Die Produktionskapazität der Fabrik betrug zu Beginn 80’000 Tonnen Zellulose pro Jahr und wurde dann auf 120’000 Tonnen vergrössert. Die aktuelle Jahreskapazität beträgt 370’000 Tonnen. Die Belegschaft betrug im Maximum 1’250 Mitarbeiter. Heute sind ungefähr 250 Mitarbeiter beschäftigt; die Anzahl ist aber nicht vergleichbar, weil ein grosser Teil der Aktivitäten ausgelagert wurde.

Die Inneneinrichtung der Büroräume in der Fabrik wurden von Aino Aalto geplant, und ist weitgehend im ursprünglichen Zustand erhalten.

Aufgrund von Sicherheitsvorschriften können in der Fabrik zurzeit leider keine Führungen für architekturinteressierte Besucher gemacht werden. Eine Ausnahme bilden gelegentlich von der Fabrik selber organisierteTage der offenen Türe.

 
 
Die alten und neuen Produktionsanlagen auf dem Fabrikareal bilden ein
faszinierndes technisches Puzzle.
 
Kuva tehtaan konttorin alkuperäisestä interiööristä. KUVA © MAIJA HOLMA – ALVAR AALTO MUSEO

Bild: originale Büroeinrichtung der Fabrik. KUVA © MAIJA HOLMA – ALVAR AALTO MUSEO

Sunila ist ein Phänomen der finnischen Industriegeschichte

Sunilan saha maan puolelta kuvattuna. @ Kuvan omistaa Pentti Kirjavaisen perikunta

Bild: Sägewerk Sunila vom Land aus gesehen. @ Bildeigentümer PENTTI KIRJAVAISEN PERIKUNTA

Vor der Zellulosefabrik Sunila war ein Sägewerk und die damit verbundene Bewohnerschaft dort angesiedelt. Das Sägewerk wurde im Jahre 1875 gegründet. Es war eines der neun Sägewerke, die an der Mündung des Kymi-Flusses zur Zeit des Sägereibooms in den 1870-er Jahren gegründet wurden. Zur Zeit der Zellulosefabrik wurde dieses Gebiet ”Alt-Sunila” genannt. Die Häuser waren hauptsächlich beidseitig der Strasse angeordnet, die von der Sägerei in Richtung Norden führte. Westlich der Strasse befand sich die Häuser des Sägerei-Geschäftsführers, der Säger, der Vorarbeiter, der Maschinisten, der Lehrer, der Kassierer und die Volksschule. Diese Seite wurde ”Schwedenseite” genannt. Auf der Ostseite lagen die Häuser der Arbeiter, das Feuerwehrgebäude, das Polizeigebäde und das Sägereibüro. Diese Seite wurde auch ”Russenseite” genannt. Einige der Häuser hatten Spitznamen wie”Frieden”, ”Sibirien” und ”Pfarrhaus” (Arbeiterhäuser); das Haus der unverheirateten Männer hiess ”Zum Stier” und das Witwenhaus ”Zum Glück”. Im Nordteil von Alt-Sunila in Koivuniemi, befand sich z.B. ein Sportplatz und Häuser für Unverheiratete. Die Sägerei hatte auch eigenes Landwirtschaftsland mit Ställen, Speichern und Scheunen.

Die Sunila Aktiengesellschaft war einzigartig in Finnlands Industriegeschichte. Die Gesellschaft wurde 1928 von sieben Holzverarbeitungsbetrieben gegründet. Sie kaufte die Sägerei und das umgebende Land. Die Wirtschaftskrise stoppte das Projekt vorerst. Das Sägereiwerk wurde geschlossen und in Sunila wurde es einige Jahre ruhig. Im folgenden Wirtschaftsboom beschlossen die verbliebenen fünf Gesellschafter, eine Zellulosefabrik zu erstellen, um ihre Papierfabriken mit Rohstoffen zu versorgen.

Das Bauprojekt startete im Jahren1936 und der technische Direktor der Zellulosefabrik Halla , Ingenieur Lauri Kanto, wurde Projektleiter und dann der erste Direktor der Sunila AG. Zu seiner Arbeitsgruppe gehörte auch Diplom-Ingenieur Aulis Kairamo, der für die technische Planung verantwortlich war und technischer Direktor wurde. Der Geschäftsführer der Ahlström AG, Harry Gullichsen wurde zum Vorstandsvorsitzenden der Sunila AG gewählt. Er holte als Architekten seinen Freund Alvar Aalto. Aalto hatte bereits weltweit Bekanntheit erlangt für seine Pionierarbeiten im Modernismus wie das Paimio Sanatorium, das Verlagshaus des Turun Sanomat und die Bibliothek in Viipuri Er hatte auch an der Planung der Zellulosefabrik in Oulun Toppila mitgewirkt.

 


Geschichte der Zellulosefabrik in Bildern

 
© Sunila Oy:n arkisto.

© Sunila Oy:n arkisto.

Luftaufnahme von Sunila vor dem Bau der Zellulosefabrik. Im Vordergrund die Insel Pyötinen, wo die Fabrik gebaut wurde. Dahinter auf dem Festland ist die Sägerei Sunila zu sehen, rechts davon sogenannte ”Langfelder”, an deren Ostrand die Wohnsiedlung entstand.

 
© Kuva: Foto Roos 1.6.1938 – Sunila Oy:n arkisto.

© BILD: Foto Roos 1.6.1938 – Sunila Oy:n arkisto.

Der für die Zelluloseherstellung benötigte Kalk wurde per Zug zum Kalkturm gebracht, von wo er in die Kocherei gebracht wurde. Der Umgang mit dem ungelöschten Kalk war schweisstreibende und in den Augen brennende Arbeit. Der obere und der untere Kalkturm von Sunila.

 
© Kuva: Foto Roos 18.11.1938 – Sunila Oy:n arkisto.

© BILD: Foto Roos 18.11.1938 – Sunila Oy:n arkisto.

Nach dem Kochen wird die Masse mit Hilfe eines Drehrohrs in die Waschbehälter gebracht, welche kreisförmig angeordnet sind.

 
© Kuva: Foto Roos 1.6.1938 – Sunila Oy:n arkisto.

© BILD: Foto Roos 1.6.1938 – Sunila Oy:n arkisto.

Am Ende des Verarbeitungsprozesses kommt die fertige Zellulose aus dem Trockner als flaches Papier ähnlich einem Teppich, aus dem dann Blätter geschnitten werden.

 
© Kuva: Foto Roos 1938. Sunila Oy:n arkisto.

© BILD: Foto Roos 1938. Sunila Oy:n arkisto.

Futuristisch-sakrale Stimmung in Sunilas Soda-Abteilung. Die Energie wird aus der Lauge zurückgewonnen, nachdem das Holz in Fasern aufgespalten ist. Der Prozess der Zelluloseherstellung ist energieneutral oder erzeugt sogar Energieüberschuss.

 
© Kuva: Foto Roo. Sunila Oy:n arkisto.

© BILD: Foto Roo. Sunila Oy:n arkisto.

In der Kollermühle wird die Zellulosemasse gleichmässig gemahlen.

 
© Kuva: Foto Roos 1938. Sunila Oy:n arkisto.

© BILD: Foto Roos 1938. Sunila Oy:n arkisto.

Die Rinde wird in der Schältrommel entfernt.

 
© Kuva: Foto Roos 18.11.1938. Sunila Oy:n arkisto.

© Kuva: Foto Roos 18.11.1938. Sunila Oy:n arkisto.

Die Schnitzel fallen vom Schnitzelestrich mit Hilfe der im Bild sichtbaren Trichter in die Kochbehälter.

 
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© Kuva: Foto Roos. Sunila Oy:n arkisto.

© BILD: Foto Roos. Sunila Oy:n arkisto.

Bauarbeiter auf den Treppen der Zellulosefabrik am 3.7.1937.

 
© Kuva: Foto Roos 1.6.1938 – Sunila Oy:n arkisto.

© BILD: Foto Roos 1.6.1938 – Sunila Oy:n arkisto.

Selluprosessissa tarvittava kalkki tuotiin junalla kalkkitorniin, josta se siirtyi kuljetinta pitkin keittämöön. Taustalla satamavarasto. Sammuttamattoman kalkin käsittely oli hikistä ja kirvelevää työtä. 

 
© Sunila Oy:n arkisto.

© Sunila Oy:n arkisto.

Die Fabrik Sunila im Licht eines Blitzes.

 
© Kuva: Foto Roos. Sunila Oy:n arkisto.

© BILD: Foto Roos. Sunila Oy:n arkisto.

Trocknungsmaschine mit Dampfleitungen.

 
© Kuva: Foto Roos 18.11.1938. Sunila Oy:n arkisto.

© BILD: Foto Roos 18.11.1938. Sunila Oy:n arkisto.

Schaltraum der Energiezentrale

 
© Kuva: Foto Roos 18.11.1938. Sunila Oy:n arkisto.

© BILD: Foto Roos 18.11.1938. Sunila Oy:n arkisto.

Schaltraum der Energiezentrale. Das Wohngebiet ist eine von mehreren Einspeisungen.

 
© Kuva: Foto Roos 1938. Sunila Oy:n arkisto.

© bild: Foto Roos 1938. Sunila Oy:n arkisto.

Die Holzstammbündel werden über eine Seilförderung vom Holzfeld in die Schälerei befördert. Der untere, aus Beton gebaute Förderer nimmt die Stammbündel direkt aus dem Wasser.

 
© Kuva: Maija Holma, Alvar Aalto-museo.

© BILD: Maija Holma, Alvar Aalto-museo.

Die Fabrik aufgenommen aus Richtung der Wohnsiedlung im Jahre 2003. Heute wird der grösste Teil der Verarbeitung ausserhalb der alten Gebäude gemacht. Die alten Fabrikgebäude werden aber erhalten.

 
© Kuva: Trond Hedström 1963. Kymenlaakson museo.

© BILD: Trond Hedström 1963. Kymenlaakson museo.

Das in der Kocherei benötigte Glaubersalz wurde in einer Beton-Bogenhalle gelagert. Der Querschnitt des Gebäudes entspicht einem aus Schwerkraft entstandenen Salzkegel. Die an Rippen erinnernden Tragstrukturen sind aussen am Dach angeordnet. Der Gebrauch von Beton in gebogenen und freien Formen gehörte zu den Lieblingsformen des Funktionalismus. Glaubersalz wird seit Jahren nicht mehr benötigt und das stark verwitterte Gebäude wurde abgebrochen.

 
© Kuva: Foto Roos 23.3.1938 – Sunila Oy:n arkisto.

© BILD: Foto Roos 23.3.1938 – Sunila Oy:n arkisto.

Der Bau des Lagerhauses am Hafen am 23.3.1938. Die Bogen der Dachträger wurden aus vernagelten Brettern hergestellt.

 
© Kuva: Foto Roos 1.6.1938 – Sunila Oy:n arkisto.

© BILD: Foto Roos 1.6.1938 – Sunila Oy:n arkisto.

Funktionalismus beruht auf den funktionellen Anforderungen von industriellen Bauten. Bei Architekten, die selbst entsprechende Industriebauten planten, resultierte oft eine phantasie- und ausdrucksvolle Architektur. Hafen-Lagerhaus und unterer Kalkturm der Zellulosefabrik Sunila.

 
© Sunila Oy:n arkisto.

© Sunila Oy:n arkisto.

Fabrik in der Nacht.

 
© Kuva: Foto Roos 4.11.1938 – Sunila Oy:n arkisto.

© BILD: Foto Roos 4.11.1938 – Sunila Oy:n arkisto.

Werkleitungskanal der Fabrik Sunila 4.11.1938. Sunila AG Archiv.

 
© Kuva: Trond Hedström 1963. Kymenlaakson museo.

© BILD: Trond Hedström 1963. Kymenlaakson museo.

Das in der Kocherei benötigte Glaubersalz wurde in einer Beton-Bogenhalle gelagert. Der Querschnitt des Gebäudes entspricht einem aus Schwerkraft entstandenen Salzkegel. Die an Rippen erinnernden Tragstrukturen sind auf der Aussenseite des Daches angeordnet. Der Gebrauch von Beton in gebogenen und freien Formen gehörte zu den Lieblingsformen der Funktionalisten. Glaubersalz wird seit Jahren nicht mehr benötigt und das stark verwitterte Gebäude wurde abgebrochen.

 
© Kuva: Foto Roos 1938. Sunila Oy:n arkisto.

© BILD: Foto Roos 1938. Sunila Oy:n arkisto.

Blick von der Kocherei.

 
© Kuva: Foto Roo. Sunila Oy:n arkisto.

© BILD: Foto Roo. Sunila Oy:n arkisto.

Innenräume der Fabrik.

 
© Kuva: Anna-Greta Kanto 1960-70-luku. Kymenlaakson maakuntamuseo, Matti Kannon kokoelma.

© BILD: Anna-Greta Kanto 1960-70-luku. Kymenlaakson maakuntamuseo, Matti Kannon kokoelma.

Holzstammbündel auf dem Weg in die Schältrommel. Für den Transport der Stämme gibt es zwei Systeme: ein aus Beton gebautes Hebesystem, das die Stämme direkt aus dem Wasser nimmt und ein Seilförderer, der sie vom Holzfeld bringt. Der Führerturm des Seilförderers ist hinter dem Beton-Aufzugsturm sichtbar.

 
© Kuva: Rurik Wasastjerna

© BILD: Rurik Wasastjerna

Blick in das Fabrikbüro.